ryke37

rykestr. 37
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zum ort des zentrums ryke37

ich sollte doch den raum da hinten im gartenhaus nicht vermieten, sagte der mann meiner schwester. da sollte ich tun, was mir spass macht.

schade, dass es keine bilder mehr aus der zeit "davor" gibt. es hatte dort gebrannt, schwarze wände und decken, die räume bis oben hin voller gerümpel, holz, steinen. einen ofen gab es zwar nicht mehr, aber löcher in den kaminen, aus denen es entsetzlich stank. ein großes fass aus blech und mit offensichtlich 120 litern terpentin hatte ich mit gekauft und das stand hier, schwer und kaum zu verrücken, und es war sehr schwierig, das zu entsorgen. hartmut und ich schmiedeten pläne, wie wir es auf flohmärkten in kleinen flaschen an maler und künstler verkaufen könnten. dann entzifferten wir allerdings noch die zusätze: ddt und lindan!

während der bauarbeiten kam einer vorbei, der hatte hier mal gewohnt. furrchtbar laut redete er, als wolle er irgend eine schüchternheit vertreiben. er erzählte, wie er mit eltern und geschwisterkind auf 30 quadratmetern gelebt hatte. hinter der einen türverkleidung müsse noch das micky-maus bild stecken, welches er damals nicht mehr herausbekommen habe. vier familien wohnten damals mit einem kleinen außenklo hier im erdgeschoss der rykestr. 37. im ganzen haus hat es nie stuck gegeben. die tragenden balken waren auch in den kellerdecken meist aus holz. sicher ein zeichen schmaler mittel. und natürlich waren diese balken da, wo vier familien ihr gemeinsames klo gehabt hatten, heute, nach einhundert jahren, komplett durchgefault, und nur der dicke mörtel unter den bodenfliesen im flur trug noch den boden, über denen man in den zweiten hof gelangt.

in der bauzeichnung ist übrigens noch der gesamte erste hof unterkellert, dazu kam es jedoch nie.

wir haben dann einen neuen dielenboden auf die alten dielen geschraubt, die decke auch aus schallschutzgründen neu abgehängt, zwei ehemalige wohneinheiten wurden mit einem durchbruch verbunden, ein umkleideraum eingerichtet und eine dusche für drei leute eingebaut und na ja... schauts euch halt an. t.p.

 

zur geschichte des hauses rykestr. 37

eine geschichte aus der geschichte.

familie radeck, die bis 1998 im vorderhaus 2. og links wohnte, hat sie mir (thomas propp) erzählt: nach dem 2. weltkrieg war das gebäude sehr mitgenommen. fenster und türen fehlten, böden waren eingebrochen, ins vorderhaus hatte es jahrelang hineingeregnet.
bei den aufräumungsarbeiten ging man durch die straßen des prenzlauer berges, besichtigte jedes haus und entschied, welches abzureißen war, welches zu sanieren. die nummer 37 sollte wegen irreparabler schäden gesprengt werden.
die sprengkolonnen kamen und sprengten, die aufräumtrupps kamen und stellten fest, es war versehentlich das nachbarhaus auf dem eckgrundstück gesprengt worden.
nun war man aber bereits am aufräumen und es wurde entschieden, handwerker in das haus zu setzen, die bei geringster miete selbst für die notdürftige instandsetzung sorgen sollten. vor allem im vorderhaus sieht man noch in fast allen wohnungen, dass fenster und innentüren, die wohnungseingangstüren sowieso, aus den verschiedensten abbruchhäusern zusammengesucht und irgendwie passend gemacht worden sind. da gibt es doppelfenster, die aus zwei einfachfenstern zusammengesetzt sind, wo sich der äußere flügel nicht öffnen lässt, weil er durch den inneren nicht hindurch passt. vielleicht war das gebäude auch schon ausgeschlachtet worden, und die gedrechselten säulen auf den treppenabsätzen fehlen, weil sie woanders für reparaturen benötigt wurden. wer weiß?

hofsituation 2001

 

keine reiche straße

Der Name Ryke geht zurück auf eine einflussreiche Patrizierfamilie aus Cölln, mit großem Einfluss auf die Geschicke der mittelalterlichen Doppelstadt Berlin-Cölln. Während Johannes Ryke 1344 das Schulzengut Marienfelde übereignet bekam, war 100 Jahre später der Cöllner Bürgermeister Bernd Ryke ein Rädelsführer des als ”Berliner Unwille” bezeichneten Aufruhrs gegen den Kurfürsten. Das Aufbegehren sollte den entschädigungslosen Einzug von Ländereien durch Kurfürst Friedrich II. Eisenzahn verhindern. Es scheiterte jedoch, und Bürgermeister Ryke wurde verbannt. Als Namensgeber für die 1891 benannte Stra0e zwischen Wasserturm und Danziger Straße gilt jedoch Bernhard Ryke, der in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts Bürgermeister der Doppelgemeinde war.

Die Bebauung der Stra8e ist auf die Planungen des Stadtbaudirektors James Hobrecht aus dem Jahre 1862 zurückzuführen. Bis 1890 hieß sie Straße Nr. 35. In jenem Jahr begann die ”Aktiengesellschaft für Grundbesitz und Hypothekenverkehr” im Auftrag der Stadt mit der Erschließung der anliegenden Grundstücke. Es entstanden die Mietskasernen mit ihrer hohen Baudichte und geringem Komfortteilweise gab es nicht einmal Außentoiletten, auf dem Hof stand dann lediglich eine Latrine. Die Rykestraße war überwiegend eine Armeleuteadresse. Die bis heute au8ergewöhnlich breiten Fußwege geben zwar Zeugnis, dass auch hier Vorgärten, wie sie in bürgerlichen Vierteln üblich waren, angelegt werden sollten, fotografische Beweise, dass diese existierten, waren bislang aber nicht zu finden.

Heute zählen die breiten Trottoirs zu den berüchtigtesten Buckelpisten im Prenzlauer Berger Stadtbild. Während die nahegelegene Husemannstraße 1987 zur 750-Jahr-Feier Berlins aufwendig saniert wurde und die Kollwitzstraße mit ihren dichten Platanen ihren urbanen Charme auch ohne große Investitionen behalten hat, bot die Rykestraße ein eher elendes Bild. Nahezu baumlos, mit maroden Fassaden und wilden Brachen an der Ecke Sredzkistraße, vernagelten Geschäften und damals schon Unmengen von Hundekot, war sie ein Stiefkind des Bezirks.

Ende der 80er Jahre kursierten dann erste Abrißpläne für weite Teile der Straße. Das Karree Prenzlauer Allee/Wörther Straße/Kollwitzstraße/Sredzkistraße sollte fast vollständig planiert werden, um mit Plattenbauten sozialistischen Wohnkomfort auch in diese Ecke Berlins zu bringen.

Doch ausgerechnet aus diesem ”verlotterten” Kiez heraus regte sich ernstzunehmender, weil kluger Widerstand. Es entstand eine AG Rykestraße, die bis zum Sommer 1989 neue Pläne erarbeitete, die den weitgehenden Erhalt der gründerzeitlichen Bausubstanz zum Inhalt hatten. Dann kam die Wende, und das Vorhaben einer blockweisen Sanierung kam zum Erliegen.

Seit 1993 ist die Rykestra8e Teil des Sanierungsgebiets Kollwitzplatz, wo vor allem Einzeleigentümer ihre Immobilien erneuern. Die Protagonisten aus der AG haben sich auf die beiden Selbsthilfehäuser Rykestra8e 13 und 14 zurückgezogen, die bis heute Prachtstücke in der Straße sind.

 Rykestr. Ecke Sredzkistr. 1957, Foto: Archiv Stadtplanungsamt

Jüdisches Zentrum

Das markanteste Bauwerk der Straße ist die Jüdische Synagoge. Sie wurde 1903/ 04 in der Rykestraße 53 nach den Entwürfen des Architekten Johann Hoeniger gebaut und bietet rund 2000 Besuchern Platz. Die Gemeinde hatte den Bau veranlasst, weil sich gerade im Nordosten von Berlin zahlreiche osteuropäische Juden ansiedelten. Dabei war jedoch die Rykestra8e selbst keine ihrer Hochburgen - lediglich 5% der Anwohner waren jüdischer Herkunft. Bevorzugte jüdische Wohngegenden waren die Raabestraße (29%), die Metzer Straße (21%) oder die Saarbrücker Straße (20%). Bemerkenswert ist auch, dass die Synagoge auf dem Hof steht, während vom Jüdischen Schulverein 1922 im Vorderhaus eine Volksschule eingerichtet wurde. Die Hoflage der Synagoge bewahrte sie in der Kristallnacht im November 1938, als die Nazis zahllose jüdische Einrichtungen zerstörten, vor der Brandschatzung. Zu groß war die Gefahr, dass hier ein ganzes Wohnquartier in Flammen aufgehen konnte. Gleichwohl zerstörten die braunen Sturmtrupps das Innere erheblich. Die Räume wurden als Pferdestall und als Depot missbraucht. Ein Großteil der Biographien der Prenzlauer Berger Juden endete durch den Holocaust in den Vernichtungslagern der Nazis.

Es dauerte bis 1953, ehe der Rabbiner Martin Riesenburger die Synagoge, immerhin die zweitgrößte Berlins und einzige Ostberlins, als ”Friedenstempel” weihen konnte. Eine weitere umfassende Rekonstruktion erfolgte Mitte der 80er Jahre. Im ehemaligen Schulhaus hatte die Seniorenorganisation der DDR, die ”Volkssolidarität”, bis vor wenigen Jahren Büros angemietet. Heute zählt das jüdische Glaubenszentrum in der Rykestraße zu den bestbewachten Gebäuden von Prenzlauer Berg, was irgendwie auch kein ermutigendes Zeichen ist.

hartmut seefeld in "vorort"

ryke ecke sredzki 1983

 

Achim Berger, Stadterzähler in Prenzlauer Berg, erlaubte uns 2014 seine kleine Geschichte der Rykestraße hier wiederzugeben:

(M)eine kleine Geschichte der Rykestraße

 

hier noch ein rundum-blick in der rykestrasse, weiter in richtung wasserturm: klick aufs bild!

ryke ecke woerther